Der blockierte Markt – (fast) alles dreht sich um einen einzigen Spieler
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Kino: Ein «Blockbuster» ist ein extrem erfolgreicher und massenwirksamer Film. Übertragen auf unser Hockey: Ein «Blockbuster-Transfer» ist ein Klubwechsel eines Spielers, der das Potenzial hat, die Landkarte der Liga zu verändern. Beispiele: Der Wechsel von Leonardo Genoni von Davos nach Bern und von Bern nach Zug. Die Wechsel von Sven Andrighetto von Omsk zu den ZSC Lions, Denis Malgin von Colorado zu den ZSC Lions, Andrea Glauser von Lausanne nach Fribourg.
Solche «Blockbuster-Wechsel» werden immer seltener. Weil die Sportchefs ihre wichtigsten Spieler mehr und mehr mit langfristigen Verträgen binden und so den Markt blockieren. Sven Andrighetto (bis 2029), Denis Malgin (2028), Dominik Egli (2032), Connor Hughes (2031), Theo Rochette (2031), Stephane Charlin (2028), Andrea Glauser (2032), Christophe Bertschy (2029), Sandro Aeschlimann (2031), Ken Jäger (2033) oder Lukas Frick (2030) sind ein paar Beispiele.
Der Trend zu langfristigen Verträgen stabilisiert die Hierarchie: Es wird in den nächsten zwei Jahren nahezu unmöglich, durch Transfers ein Team zu einem Meisterkandidaten aufzurüsten. Wer die letzten Jahre auf dem Transfermarkt zu passiv war, wie etwa der SCB, muss nun büssen.
Noch sind wir im Monat September. Aber bereits ist auf die nächste Saison nur noch ein einziger Schweizer Spieler mit dem Potenzial zum «Blockbuster-Transfer» zu haben. Gotterons Sandro Schmid. Erst 25, schon WM-Silberheld und aktuell mit einem Punkt pro Spiel in der zentralen Position eines Mittelstürmers.
Auf den Punkt gebracht: Will Gotteron Meister werden, dann ist eine Verlängerung unabdingbar. Möchte Zug wieder oder Lausanne zum ersten Mal Meister werden, könnte Sandro Schmid das entscheidende Teilchen zu einem Meister-Puzzle werden – oder der perfekte Transfer für den SCB im immer aussichtsloseren Kampf gegen sein Schicksal, das «Lugano des Nordens» zu werden.
Noch vor 15 Jahren wäre die Sache einfach gewesen: Wer am meisten zahlt, bekommt den Zuschlag. Doch so ist es schon lange nicht mehr. Heute sind so viele Klubs wie noch nie dazu in der Lage Spitzensaläre zu bezahlen (der SCB, Servette, Lausanne, Davos, Zug, Gottéron, die ZSC Lions, Lugano).
Wer sich den Arbeitgeber aussuchen kann wie Sandro Schmid, achtet auf die «weichen» Faktoren und eine Differenz von 20'000 oder 30'000 Franken Differenz in der Offerte ist nicht mehr entscheidend: Wer ist Trainer? Passt mir die Spielkultur? Welche Rolle kann ich übernehmen? Habe ich die Möglichkeit, um den Titel zu spielen? Wie gut ist die Infrastruktur? Wie steht es um die Lebensqualität? Gibt es attraktive Arbeitsplätze für meine Partnerin?
Kein Wunder also vertröstet der Agent von Sandro Schmid (er hat kürzlich auch die Rückkehr von Dominik Egli nach Davos eingefädelt) alle Interessenten: Es sei noch gar nichts entschieden und ernsthafte Gespräche seien noch nicht geführt worden. Sandro Schmid ist bisher klug beraten worden und hat drei Weiterbildungsjahre in Schweden absolviert, bevor er 2019 zu Gotteron zurückkehrte. Der Klub ist auf einer Mission: Zum ersten Mal Meister werden. Die Transfers von Christoph Bertschy, Andrea Glauser, Yannick Rathgeb, Ludvig Johnson, Attilio Biasca und Ludovic Waeber (kommt nächste Saison) sind kluge Investitionen in eine künftige Meistermannschaft.
Aber sie verlieren massiv an Wert, wenn Sandro Schmid am Ende der Saison gehen sollte. Die Chancen, dass Sandro Schmid der bestbezahlte Schweizer Spieler in der Geschichte der National League wird, stehen gut. Sportchefs die nicht mindestens 800'000 Franken pro Saison bieten können, haben eigentlich keine Chance.
Eine Aufstellung der Spieler mit auslaufenden Verträgen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt wie schwierig der Markt ist. Es gibt bereits im September nur noch einen einzigen Spieler auf dem diesjährigen Markt mit dem Potenzial, die Landkarte der Liga zu verändern (Sandro Schmid).
Die Aufteilung in die einzelnen Kategorien mag salopp daherkommen. Aber bei Lichte besehen gehört einer ab 30 Jahren in die «Transfer-Brockenstube». Weil in diesem Alter Mehrjahresverträge angestrebt werden, die unweigerlich ins «Brockenstuben-Alter» führen. Die vielen Graubärte auf dem Markt zeigen, dass Spieler heute viel länger und meistens problemlos ein hohes Niveau halten als noch vor 20 Jahren.
So wie man alte Bäume allerdings nicht mehr verpflanzen sollte, wechseln Spieler im höheren «Brockenstuben-Alter» nur noch selten das Team – und wenn, dann kehren sie zu ihrem Stammklub zurück (Raphael Diaz). Die «Brockenstübeler» können wertvolle Ergänzungsspieler sein (wie Reto Schäppi in Kloten).
Leitwölfe, die ein Team zu meisterlichen Ehren zu tragen vermögen, sind sie in der Regel nicht. Spielerpersönlichkeiten wie Yannick Weber (ZSC), der in den ZSC-Meisterteams und beim Triumph in der Champions League noch nach dem 35. Geburtstag eine zentrale Rolle spielte oder Leonardo Genoni, der mit 37 die Schweiz soeben in den WM-Final gehext und bester WM-Goalie geworden ist, sind die Ausnahme, nicht die Regel.
Dass das mit Abstand grösste Angebot an Spielern mit auslaufenden Verträgen auf dem aktuellen Transfermarkt aus der «Brockenstube» kommt, zeigt noch etwas: Mit 14 Teams ist die höchste Liga zu gross und die Nachfrage nach guten Schweizer Spielern ist so rege, dass es noch nie in unserer Geschichte einen so guten Markt für Graubärte gegeben hat wie heute.
Torhüter
First
- Keiner
Business
- Akira Schmid (25), Las Vegas/NHL
Economy
- Keiner
Talent
- Luis Janett (25), Biel
- Loic Galley (23), Gottéron
Brockenstube
- Niklas Schlegel (31), Lugano
- Luca Boltshauser (32), Langnau
- Benjamin Conz (34), Ajoie
- Damiano Ciaccio (36), Ajoie
- Sandro Zurkirchen (35), Bern.
- Tim Wolf (33), Zug.
Verteidiger
First
- Keiner
Business
- Nico Gross (25), Davos
Economy
- Luca Capaul (26), Lakers
- Simon Seiler (28), Gottéron
- Valentin Pilet (29), Ajoie
- Bastien Pouilly (29), Ajoie
- Thomas Thiry (28), Ajoie
- Davyd Barandun (25), Davos
- Enzo Guebey (26), Davos
Talent
- Mika Henauer (26), Lakers
- Giancarlo Chanton (22), Servette
- Eric Schneller (20), Servette
- Daniil Ustinkov (19), ZSC Lions
- Timo Bünzli (20), ZSC Lions
Brockenstube
- Robin Grossmann (38), Biel
- Miro Zryd (30), Biel
- Zaccheo Dotti (32), Ambri
- Jesse Zgraggen (32), Ambri
- Samuel Erni (34), Langnau
- Claude-Curdin Paschoud (31), Langnau
- Jannik Fischer (35), Ajoie
- Nicolas Steiner (34), Kloten
- Leandro Profico (35), Kloten
- Patrick Geering (35), ZSC Lions
- Dario Trutmann (33), ZSC Lions
- Yannick Weber (37), ZSC Lions
- Samuel Kreis (31), Bern
- Raphael Diaz (39), Zug
- Dominik Schlumpf (34), Zug
Stürmer
First
- Sandro Schmid (25), Gotteron
Business
- Rico Gredig (20), Davos
- Simon Knak (23), Davos
- Tyler Moy (30), Lakers
- Phlipp Kuraschew (25), San Jose/NHL
Economy
- Dominic Zwerger (29), Ambri
- Chris Egli (29), Davos
- Marco Zanetti (23), Lugano
- Jeremi Gerber (25), Fribourg
- Elvis Schläpfer (24), Ajoie
- Kevin Bozon (29), Ajoie
- Keijo Weibel (24), Kloten
- Harrison Schreiber (24), Kloten
- Keanu Derungs (25), Kloten
- Deniss Smirnovs (26), Kloten
- Raphael Prassl (27), Lausanne
- Jerome Bachofner (29), Langnau
Talent
- Jonas Taibel (21), Lakers
- Leo Braillard (20), Biel
- Jérémie Bärtschi (23), Biel
- Manix Landry (22), Ambri
- Tim Muggli (22), Ambri
- Kevin Etter (22), Fribourg
- Kevin Nicolet (22), Fribourg
- Dario Allenspach (23), Langnau
- Joshua Fahrni (22), Langnau
- Thierry Schild (20), Bern
- Colin Lindemann (20), Zug
- Nando Eggenberger (25), Zug
- Joel Henry (22), ZSC Lions
- Daniel Olsson (20), ZSC Lions
- Endo Meier (20), ZSC Lions
- Julian Parree (22), Davos
Brockenstube
- Yannick-Lennart Albert (31), Lakers
- Dominic Lammer (32), Lakers
- Dario Bürgler (37), Ambri
- Daniele Grassi (32), Ambri
- Julien Sprunger (39), Gottéron
- Julian Schmutz (31), Langnau
- Reto Schmutz (32), Ajoie
- Jeremy Wick (36), Ajoie
- Nolan Diem (32), Kloten
- Steve Kellenberger (39), Kloten
- Simon Moser (36), Bern
- Floran Douay (30), Lausanne
- Josh Jooris (35), Servette
- Marc Antoine Pouliot (40), Servette
- Fabrice Herzog (30), Zug
- Mike Künzle (32), Zug
- Denis Hollenstein (35), ZSC Lions
- Chris Baltisberger (33), ZSC Lions
- Gaetan Haas (33), Biel
- Enzo Corvi (32), Davos
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